Heinrich-Hoffmann-Schule in Riegel

Schule für Erziehungshilfe im Jugendhilfezentrum St. Anton in Riegel

Zeitraum:
Mittwoch, den 10.06.09

unser Ansprechpartner:

Herr Eisele, Schulleitung@HeinrichHoffmann-Schule.de

Die Schule:
Die Schule repräsentiert ein Teil des Jugendhilfezentrums St. Anton, wo insgesamt 61 Kinder und Jugendliche betreut werden können. Die meisten Schüler1 wohnen in einer von drei stationären Wohngruppen, die sich ebenfalls auf dem Gelände der Schule befindet. Die Schule bietet für die verschiedenen Mädchen und Jungen unterschiedliche Hilfestellungen, was die individuelle Förderung jedes Schülers ermöglicht. Die Schule umfasst Grund, Haupt und Förderschulklassen, in denen die Kinder und Jugendlichen, dank eines durchschnittlichen Betreuungsschlüssels von etwa drei zu eins, intensive Hilfe erhalten. Außerdem werden etwa acht Jungen in einem geschlossenen Bereich intensiv betreut, da sie sich und Andere gefährden könnten.

Unser Eindruck und unsere Erfahrung:
Zum Hospitieren wurden wir von dem netten Schulleiter Herr Eisele in den Hauptschulzweig und den intensivpädagogischen Bereich eingeteilt.
Herr Eisele hat keine Möglichkeit ausgelassen bei seinen Kollegen zu erwähnen, dass wir Gymnasial-Lehramtsstudenten sind. Es war wohl was besonderes...

Hauptschulzweig:
Ich konnte einen Vormittag lang in einer Klasse mit Schülern der fünften und sechsten Stufe verbringen.
Ich fand es sehr lehrreich, Einblicke in eine Schulform zu bekommen, deren Schüler wesentlich weniger privilegiert sind als ich es bin. So habe ich erfahren, dass circa 80% der Schüler Beruhigungsmittel bekommen, um überhaupt lernen zu können und das dann auch nur zwei bis vier Stunden am Vormittag. Außerdem war ich sehr beeindruckt, dass es in unserem Bildungssystem so intensive Betreuung für bedürftige Schüler gibt. So waren in meiner besuchten Klasse zwei Lehrer für zehn Kinder zuständig.
Der eine, sehr humorvolle Lehrer hatte eine Haltung, wie man sie wohl nicht an einem Gymnasium finden wird, weshalb sie mir etwas fremd, jedoch zugleich auch sympathisch war. Er meinte sein Ziel sei es nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern den Menschen in seiner Einzigartigkeit zu akzeptieren, zu verstehen und zu aller erst nach seinen Stärken zu suchen. Auf diesen soll man aufbauen, anstatt nach Fehlern zu suchen, welche man beheben muss. Dies ist der lösungsorientierte Ansatz (LOA), nach welchem die Heinrich-Hoffmann-Schule lehrt.

Der Intensivpädagogsche Bereich:
Entegen aller Vorurteile, die angesichts der Unterbringung der Jugendlichen in einem beinahe gefängnisartigen Sicherheitsbereich entstehen, erwartete mich eine Gruppe von aufgeschlossenen Jungen, mit denen ich schnell ins Gespräch kam. Zu allererst wunderte ich über den bereits erwähnten Betreuungsschlüssel, der zum einen aus den Lernschwierigkeiten der Jugendlichen resultiert, zum anderen aber auch eine wichtige Sicherheitsmaßnahme darstellt. Obwohl die Jungen in diesem geschützten Rahmen sich in der Regel schnell positiv entwickeln, darf ihr Aggressionspotential nicht unterschätzt werden. So bestehen die drei Klassen dieses Bereiches aus höchstens vier Schülern. In der Eingangsklasse werden Heranwachsende, die wie so viele in dieser Einrichtung schon lange oder gar noch nie regelmäßig die Schule besucht haben, wieder an die Situation im Klassenzimmer gewöhnt.
Für jede erfolgreich absolvierte Schulstunde erhalten die Jungen bis zu zwei Punkte, die sie sammeln und dann gegen eine angenehme Aktivität eintauschen können. Deshalb sieht man auch während des Unterrichts Jugendliche beim Fußball spielen, Video schauen oder Computer spielen. Dadurch entsteht eine eher unruhige Atmosphäre, die nicht gerade zu einer besseren Konzentration beizutragen scheint. Solch eine Wertung basiert aber auf einem völlig anderen Verständnis von Schule mit hochgesteckten Zielen, die hier niemals verwirklicht werden könnten. Die Jungendlichen stammen aus zerrütteten Familienverhältnissen, haben zahlreiche unfreiwillige Schulwechsel und häufig auch Klinikaufenthalte hinter sich. Durch den unregelmäßigen Schulbesuch mangelt es hier an elementaren Fähigkeiten wie Lesen und Schreiben. Einige Schüler gelten so auch im Jugendalter nahezu als Analphabeten, können also dem Unterricht der entsprechenden Klassenstufe nur teilweise folgen. Aus dieser Frustration resultiert nicht selten aggressives Verhalten oder Schulverweigerung.
Ein Zwölfjähriger erlernte in meiner Anwesenheit verschiedene Buchstaben, wofür er ein Deutschbuch der ersten Klasse verwendete. Der Eifer des Jungen zeigte mir, dass er hier die Förderung erfährt, die er benötigt um einen Schulabschluss zu erhalten, ohne den er niemals einen Beruf erlernen könnte.
In der bereits erwähnten Vorbereitungsklasse sollen die Jungen für die Regelschule oder den offenen Bereich der Einrichtung befähigt werden. Einer der vier Schüler hatte zu meiner Überraschung sogar einen Ausbildungsplatz in Aussicht. Sein Lehrer äußerte sich jedoch kritisch, da der Neuntklässler die Autorität seines Vorgesetzten aller Wahrscheinlichkeit nach nicht akzeptieren werde. So wird das grobe Beschimpfen einer Autoritätsperson in der Heinrich-Hoffmann-Schule zwar geahndet, jedoch wird dieses in einem Ausbildungsverhältnis wahrscheinlich eine Kündigung zur Folge haben.

Kontakt:

http://www.heinrichhoffmann-schule.de/

Wir sind:
Susanna, susannawegener@yahoo.de
Kadre, kadrelauri_21@hotmail.com
Christoph, chris-uni@hotmail.de
Clemens, clemens.pasch@web.de

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