Freie Hochschule Stuttgart – Waldorfpädagogik

Hochschule:

Ich habe im Juli 2012 einen Unitag an der Hochschule miterlebt und in verschiedene Kurse hineingeschnuppert. Das Waldorfpädagogikstudium besteht aus 3 Jahren Bachelor und 2 Jahren Master. In 3-wöchigem Epochenunterricht werden die verschiedenen Fächer gelehrt.

Der Tagesablauf gliedert sich dabei für die Studenten immer in …

a) morgens: aktiver/ bewegter Kurs (z.B. Eurythmie, Clowning, Sport)

b) mittags: Theorie (Fächerlehre z.B. Mathe, Englisch)

c) nachmittags: kreativer / künstlerischer Kurs (z.B. Kunst, Museumsbesuch).

Das Gebäude ist architektonisch ansprechend und die Innenräume sind in Pastelltönen gestrichen. Das schafft eine sehr angenehme Atmosphäre. Neben einem Ruheraum, Gemeinschaftsküche und Lesesaal gibt es auch einen großen Schulgarten mit Blick auf die ganze Stadt, den jeder mitgestalten kann. Ein Student hat beispielsweise seinen eigenen Bienenstock im Schulgarten.

Die Philosophie der Waldorfpädagogik stützt sich auf die Anthroposophie Steiners. Nähere Infos dazu:

Anthroposophie:

„Eine Pädagogik, die den Menschen als ein aus Leib, Seele und Geist bestehendes Wesen begreift, folgt in ihren Intentionen keinem wie auch immer gearteten Menschenbild; sie verlangt vielmehr die fortdauernde Bemühung um eine lebendige Menschenerkenntnis. Diese Aufgabe beginnt zunächst in der Pflege, Übung und schließlich einer Erweiterung der menschlichen Beobachtungsmöglichkeiten; es geht darum, die Erschein¬ungen der Natur nicht nur als Tatsachenwelt zu kennen, sondern auch zu verstehen und in ihren inneren Bildungsgesetzen zu erschließen.
Rudolf Steiner strebte in seinem Lebenswerk die Betrachtung des menschl¬ichen Wesens in seiner geistigen Individualität an. Dabei stellte er einen Zusammenhang zwischen der Evolution des Menschen und der Welt¬ent¬wicklung nach naturwissenschaftlich exakter Methode her. Den inneren Kern seiner Arbeit bildete die „Bewusstheit des Menschseins” (Anthroposophie).
Eherne Wahrheiten oder starre Dogmen sind genau das Gegenteil von dem, was Steiner beabsichtigte. Vielmehr wendete er sich von jedem Bekenntnis¬artigen ab und lenkte seinen Blick auf die Aufmerksamkeitskräfte des Menschen. Mit der Gründung der Waldorfschule brachte Steiner seine geisteswissenschaftlich-pädagogischen Erfahrungen zur Anwendung. Die Erfolge der Waldorfschulen sind seinem Impuls für eine Erweiterung des Erkenntnislebens zu verdanken.“

Mein Eindruck:

Beim Konzept der Waldorfpädagogik der Freien Hochschule Stuttgart steht das Erleben und Entwickeln einer Persönlichkeit der Vermittlung von Fachwissen voran.

Besonders positiv ist mir an der Schule aufgefallen, dass zu Beginn des Unterrichts gemeinsam gesungen wird, um die Gemeinschaft zu fördern und sich erst einmal zu sammeln und im Klassenraum anzukommen. Die musikalische Förderung wird an der Hochschule insgesamt groß geschrieben.

Bei einem Clowningkurs zeigte eine Theaterpädagogin den Studenten die verschiedenen Dimensionen, wie man seinen Körper zur Lehrer-Schüler-Kommunikation einsetzten kann und welche Wirkung bestimmte Mimik und Gestik hervorruft.

In der Mathematikdidaktik wollte der Dozent ein Gefühl für die Zahlen 1-10 zu schaffen und die jeweiligen Assoziationen verdeutlichen, um diese den Schülern anschaulich nahe bringen zu können. Dies zeigte wiederrum das erlebende Lernkonzept der Waldorfpädagogik.

Interview mit einer Studentin:

Warum studierst du Waldorfpädagogik?
Ich war selber auf einer Waldorfschule. Schon in der 1. Klasse war mein Ziel Waldorflehrerin zu werden. Staatlich wäre nicht in Frage gekommen. Für mich gibt es da zu viele Vorgaben wie der Stoff vermittelt werden soll. Und oft fad und tot statt kreativ und lebendig.

Haben sich deine Erwartungen an das Studium erfüllt?
Viel pädagogisches Wissen, persönliche Entwicklung. Zum größten Teil bin ich sehr zufrieden. Es fehlt vielen an Eigeninitiativen und Arbeiten, mir ist manchmal zu viel passiv annehmen dabei. Zu viel einfach nur unbestimmtes Gefühl vermittelt.

Wie gestaltet sich das Studium?
In Epochen (3-wöchig) je 4 Fächer am Tag. Montag bis Donnerstag von 8-16 Uhr, am Freitag von 8-13 Uhr. Viel Kunst, Musik, viele Anthroposophische Themen. Wir lesen Werke von Steiner. Jedes Jahr gibt es eine Kursfahrt. Z.B Landart

Was gefällt dir am besten?
Dass die Menschlichkeit hier sehr im Mittelpunkt steht. Vor irgendeiner Leistung.

Was macht für dich einen guten Lehrer aus?
Empathiefähigkeit – Eigenarbeit – Kritikfähigkeit – Ehrlichkeit – Humor – Vorbildfunktion – Glaubwürdigkeit – Eine Persönlichkeit

Was macht für dich eine gute Schule aus?
Gute Kommunikation. Viele Initiativen musisch und künstlerisch. Frisches Klima, nicht zu viele Anthroposophen, die Mischung ist wichtig.

Was ist ausschlaggebend für die Waldorfpädagogik?
Stoff lebendig und seelisch ansprechend zu vermitteln, Inhalt des Stoffs wird abgestimmt auf körperlicher/seelischer Entwicklung der Kinder. Kinder sollen sich persönlich entfalten. Sozial menschliche Leistungsdruck steht nicht im Vordergrund.

Gibt es andere Möglichkeiten WaldorfschullehrerIn zu werden?
Ja. Erst staatlich studieren und dann Seminar draufsetzten. Geht berufsbegleitend oder 1 ½ Jahre Master.

Welche wichtigen Kompetenzen werden euch beigebracht?
Teamfähigkeit – Empathiefähigkeit – Eigenreflexion – Veränderung – Lebenskunst – Freiheit & Ziele im Leben – Körperhaltung/Körpersprache für den Lehrer – Beobachten von Kindern - Sprachgestaltung


Links zur Waldorfpädagogik:
http://www.freie-hochschule-stuttgart.de/index.php
http://www.zeit.de/2011/08/Waldorfpaedagogik
http://www.erziehungskunst.de/artikel/fuer-mich-ist-das-die-groesste-freude-jemanden-zum-lachen-zu-bringen/

Kontakt zur Hochschule:
Freie Hochschule Stuttgart
Seminar für Waldorfpädagogik
Haußmannstr. 44a
70188 Stuttgart
Telefon (0711) 2 10 94 – 0
Unser Büro ist Montag bis Freitag 8-17 Uhr besetzt.


Verfasst von:
Katrin Kleinemeier
katrin_kleinemeier(at)gmx.de

LISTE Schulen Praxissemester
LISTE Schulen zur Hospitation
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren